Sonntag, 12. Februar 2012

Novelle vom Querulanten


Ein Ziehen in der Magengegend, ein leichtes, aber penetrantes Klopfen im Kopf und die unangenehme Helligkeit des Morgens – dies alles musste seinen Körper dazu bewogen haben aufzuwachen. Janosch starrte an die Decke. „Spaßgesellschaftsabende“ las er auf einem Werbebanner der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Das fasst die gestrigen Ereignisse ganz gut zusammen, dachte er. Sein Blick wanderte weiter nach unten, vorbei am Playboy-Kalender und an der Dose Ravioli, in der noch der Löffel steckte. Janosch musste schmunzeln. Das dürfte mir heute Nacht das Leben gerettet haben, ging es ihm durch den Kopf. Dann entdeckte er unerfreuliches: Sein grauer Schlapphut, der seit 13 Jahren eigentlich zu seinem Körper dazugehörte, lag quasi kopfüber in der Spüle. Das konnte nicht gut sein. Auf der anderen Seite wollte er eh gleich duschen. Er würde einfach den Hut unter der Dusche aufsetzen, dann müsste er danach wieder sein gewohntes Aussehen annehmen. Kippen! Wo hatte er den jetzt die Kippen heute Nacht abgelegt? Sie lagen auf dem Stuhl, außer Reichweite. Plötzlich hellte sich seine Mine auf. Seine beiden letzten Gedanken waren eine Fusion eingegangen und spuckten ihm einen fertigen Plan aus: Er würde sich die Kippen krallen, seinen Hut aufsetzen, sich unter die Dusche stellen, und dann, Kippe an und Wasser marsch! Nach seinen groben Berechnungen müsste die Hutkrempe das Wasser vor seinem Gesicht weit genug abhalten, um die Kippe nicht zu gefährden. Angetrieben durch das neue Projekt sprang er auf und setzte die Theorie in die Praxis um. Wenige Augenblicke später verstopfte die durchnässte Kippe den Abfluss in der Dusche. Herzlich Willkommen im neuen Tag. Egal, Mund abputzen und weiter geht’s. Er musste einen klaren Kopf bekommen, denn er erwartete Besuch.
Bitte fortsetzen!